Aktien, Anleihen oder Cash - wo aktuell veranlagen? - Schoellerbank Analysebrief Nr. 225, März 2013

  • Wer noch keine Aktien hat, sollte das sofort ändern.
  • Wer bereits in Aktien investiert ist, sollte nach Kaufpunkten suchen, um sich stärker zu engagieren.
  • Egal was erzählt und versprochen wird, Aktien sind schwankungsintensive Anlageinstrumente und wer investiert, muss damit leben können.
  • Langfristige Kapitalbindung bei Rentenpapieren (z. B. auf sieben oder zehn Jahre) macht heute aus den unterschiedlichsten Gründen wenig Sinn.

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Gut schlafen oder gut essen? Etwas hat sich verändert in den letzten Monaten. Früher bewegten sich Kuponschneider und Börsianer in gänzlich unterschiedlichen Kreisen. Die einen schliefen gut und die anderen aßen gut. Nun lassen die geschrumpften Kupons die Anleiheinvestoren sich unruhig in ihrem Bett herumwälzen. Nebenan ist die Aktienparty noch im Gange. Vielleicht sollten sie doch ein Tänzchen wagen? Die Frage ist heute - ganz anders als vor wenigen Jahren - nicht mehr, ob Aktien oder nicht. Die Frage ist nur noch, wie hoch die Aktienquote sein soll. Ein ausgezeichneter Zeitpunkt, um Struktur in unsere Investorenköpfe zu bekommen und eine Standortfeststellung vorzunehmen. Gleich ganz konkret zu Beginn: Wir sind überzeugt davon, dass Aktien höhere Renditen als Anleihen und Einlagen bringen werden. Ganz in der Tradition der Kaffeesudleser könnten wir uns jetzt zurücklehnen, ohne Nennung eines Zeitrahmens und einer Größenordnung. So billig speisen wir Sie jedoch nicht ab. Einlagen ("Cash") und Rentenpapiere, die als sicher angesehen werden, sind so unattraktiv geworden, dass einem nur mehr "freundliche" Worte in den Sinn kommen, wie erbärmlich, knickrig, kläglich, kümmerlich oder jämmerlich. Was will man erwarten nach einem 30-jährigen Bullenmarkt in diesem Bereich? 10-jährige U.S.-Staatsanleihen hatten ihr Renditehoch im Jahr 1981 bei über 15% und kannten nur mehr eine Richtung bis zum vorläufigen (oder endgültigen?) Tiefstpunkt bei 1,4%. Bei Cash sind wir bereits irgendwo bei null angelangt. In Deutschland ist die Situation nicht viel anders und der Tiefstpunkt lag sogar bei 1,2%.

Wer knabbert an meiner Kaufkraft? Wer auf Bargeld sitzt, riskiert zwar keinen nominellen Verlust, aber die Kaufkraft wird jeden Tag ein wenig geringer. Aufs Jahr gerechnet so irgendwo um die 2% herum. Dieser Kaufkraftverlust wird in der Finanzwelt auch als "negative Realrendite von 2%" bezeichnet. Der Anleiheinvestor ist etwas besser gestellt. Nein, falsch. Richtig müsste es heißen: Der Anleiheinvestor ist etwas weniger schlecht gestellt. Hüben und drüben negative Realrenditen, selbst auf zehn Jahre. Sich mit der Frage zu beschäftigen, ob über die nächsten Jahre Cash oder Anleihen mehr Sinn machen, ist sicherlich wichtig. Denn über die nächste Dekade werden die Entscheidungen zwischen diesen beiden Vermögensklassen durchaus einen Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Wirklich wichtig für den einzeln Anleger ist aber die Entscheidung zwischen Cash und Anleihe auf der einen und der Aktie auf der anderen Seite. Die Realrenditen sind auf dem tiefsten Niveau der letzten 100 Jahre und die nominellen Zinsen so tief wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Selbst wenn man sonst nichts weiß, sieht man auch ohne Lupe, dass Anleihen im Preis viel mehr Platz nach unten als nach oben haben. Der scheue Anleger und ein großer Berg Warum befinden wir uns überhaupt in dieser Situation? Einerseits sind die Marktteilnehmer noch immer risikoscheu - egal ob Investoren, Kreditgeber oder Kreditnehmer. Die Zentralbanken kaufen Anleihen aller Art, um Geld zur Verfügung zu stellen. Klar belegt durch die ansteigenden Bilanzen in Relation zur Wirtschaftsleistung. Andererseits sitzen jetzt alle möglichen Sektoren der Wirtschaft auf einem Berg Cash (Haushalte, private wie börsennotierte Unternehmen). Wenn sich dieser Berg bewegt, wird das nicht unbemerkt bleiben. Nachdem dieses Überangebot an Liquidität den Preis der Ware (also die Verzinsung) nach unten gedrückt hat, sollte dieser bei einem Gezeitenwechsel wieder steigen. Wir rechnen allerdings nicht in nächster Zukunft damit. Die Welt befindet sich nach wie vor im Entschuldungszyklus (im sogenannten "Deleveraging") und die negativen Realzinsen helfen, den Schuldenberg abzutragen. Der kritische Punkt ("tipping point") Reduziert sich über die Zeit der Anlegerappetit nach Einlagen und Rentenpapieren und werden andere Vermögensklassen stärker nachgefragt, werden wir über kurz oder lang auch wieder höhere Zinsen sehen. Ab einem gewissen Niveau wird das wiederum eine negative Auswirkung auf die Preise anderer Vermögensklassen haben (z. B. Aktien, Immobilien). Das ist auch durchaus verständlich, da gerade die langfristigen Zinssätze ein Diskontierungsfaktor sind, an denen der Barwert aller Investitionsformen hängt. Wo genau dieser Punkt ist, kann aber niemand mit Sicherheit sagen. Angst, dass er bereits um die nächste Ecke lauert, befällt uns nicht. Der Januar 2013 hat gezeigt, dass die Zinsen steigen und die Aktienmärkte dennoch nach oben gehen können. So verloren 10-jährige US-Staatsanleihen ca. 2% und der S&P 500 Index stieg um 5%. 10-jährige deutsche Staatsanleihen fielen 2,7% und der Dax stieg um 2,1%.

Qualität zu fairen Preisen Nachdem Anleihen so unattraktiv geworden sind - wie sieht es da mit der Bewertung der Aktienmärkte aus? Unserer Analyse nach ist die Bewertung unserer Aktienliste (das Universum unserer Vermögensverwaltungen) fair bis leicht unterbewertet. Das qualitativ weniger hochwertige Universum dürfte wesentlich unattraktiver bewertet sein. Das heißt, die Aktienauswahl ist von großer Bedeutung. Aber ist sie das nicht immer? Kurzfristig bereitete es Unbehagen, dass bis vor kurzem viele "professionelle" Anleger positiv ("bullish") gestimmt waren und seit Jahresbeginn in den USA kräftig Geld in Aktienfonds geflossen war. Das war nicht nur unsere anekdotische Wahrnehmung, sondern eine klar messbare Entwicklung. Die Ereignisse rund um die italienischen Wahlen haben dieser sorglosen Stimmung zumindest einen Dämpfer versetzt, was aus antizyklischer Sicht positiv zu bewerten ist. Was tun? Damit ergeben sich in Summe ein paar Handlungsempfehlungen: 1. Wer noch keine Aktien hat, sollte das sofort ändern. Niemand kann in die Zukunft blicken und wer weiß, wann die Korrektur kommt, wie tief sie wird, wie lange sie dauern wird und ob man überhaupt in der Lage sein wird, davon zu profitieren. Warten auf Godot mag für Estragon und Wladimir ein Zeitvertreib sein, aber der vernünftige Anleger treibt sich nicht auf Landstraßen herum.* 2. Wer bereits in Aktien investiert ist, sollte nach Kaufpunkten suchen, um sich stärker zu engagieren. Vielleicht führen die Gründe des Unbehagens doch zu tieferen Preisen. Dort wollen wir dann nochmals zuschlagen. Aber eine Warnung am Rande: Unsere Geduld ist enden wollend. Möglicherweise kaufen wir 2013 auch ohne starke Korrektur weiter zu (solange wir attraktiv bewertete Unternehmen finden). 3. Egal was erzählt und versprochen wird, Aktien sind schwankungsintensive Anlageinstrumente und wer investiert, muss damit leben können. Selbst der Aktienkurs von so hochsoliden Unternehmen wie Berkshire Hathaway hat 1999/2000 und 2008/2009 50% an Wert verloren. Wer 2000 in Panik bei $ 45.000 verkauft hat, freut sich wenig, dass wir heute bei über $ 150.000 pro Aktie stehen. Nur wer langfristig denkt, wird nicht beim ersten wilden Ritt abgeworfen werden. 4. Langfristige Kapitalbindung bei Rentenpapieren (z. B. auf sieben oder zehn Jahre) macht heute aus den unterschiedlichsten Gründen wenig Sinn.

* "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. Die Hauptfiguren des Stücks sind die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir, die an einem nicht näher definierten Ort, einer Landstraße mit einem kahlen Baum, ihre Zeit damit verbringen, "nichts zu tun" und auf eine Person namens Godot zu warten, die sie nicht kennen, von der sie nichts Genaues wissen, nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Warten_auf_Godot

Robert Karas, CFA Leiter Asset Management Schoellerbank AG Tel. +43/662/86 84-2692 Rückfragen bitte auch an: Mag. Rolf Reisinger, Direktor Kommunikation und Public Relations Schoellerbank AG Tel: +43/662/86 84-2950 5024 Salzburg, Schwarzstraße 32 rolf.reisinger@schoellerbank.at

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Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist eine der führenden Privatbanken Österreichs, die als Spezialist für anspruchsvolle Vermögensanlage gilt. Sie konzentriert sich auf die Kernkompetenzen Vermögensanlageberatung, Vermögensverwaltung und Vorsorgemanagement. Ihre Anlagephilosophie definiert sich über das Motto "Investieren statt Spekulieren". Die Schoellerbank ist mit 13 Standorten und 313 Mitarbeitern die einzige österreichweit vertretene Privatbank. Sie verwaltet für rund 22.700 private und institutionelle Anleger ein Vermögen von rund 8,5 Milliarden Euro. Die Schoellerbank ist als 100%ige Tochter der UniCredit Bank Austria in die Division "Private Banking" der UniCredit eingebunden. Mehr Informationen unter: www.schoellerbank.at
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