Ist es sinnvoll bei Rekordständen an den Aktienmärkten noch zu kaufen? - Schoellerbank Analysebrief Nr. 244, Januar 2014

  • Vor 100 Jahren lag der Dow Jones Index bei etwa 80 Punkten. Heute steht der US-Blue Chip Index bei 16.440 Punkten - Dividenden sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Der Index hat sich folglich mehr als ver200facht. Freilich darf dabei nicht übersehen werden, dass der US-Dollar in dieser Zeit über 90% an Kaufkraft eingebüßt hat. Eine dennoch derart beeindruckende Performance zeigt, dass der Dow Jones selbstredend in seiner Geschichte laufend von 80 Punkten auf über 16.000 Punkte zyklische Rekordstände erreicht hat. Wann hat es sich - im Nachhinein betrachtet - gelohnt, bei diesen Rekordständen zu verkaufen, um später wieder in den Markt einzusteigen?

  • Zu dieser Frage haben wir uns die einzelnen Perioden der näheren Aktien-Geschichte genau angesehen und für die historische Untersuchung den S&P Composite Index verwendet. Auffällig an den historischen Daten ist, dass die zyklischen Höchststände, die historisch herausragen, das waren die Jahre 1929, 1999 und 2007, jeweils mit sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (berechnet nach der Shiller-Methode) korrespondierten. Diese Erfahrung unserer Großväter und Väter sowie unsere eigenen Erfahrungen stellen eine wichtige Erkenntnis dar.

  • 1928 und 1929 waren bisher die einzigen Jahre, in denen man in einer Nachbetrachtung besser darauf verzichtet hätte, Aktien zu kaufen. Immerhin hat es bis 1954 gedauert, bis man nominell (unter realer Geldwertbetrachtung sogar bis Ende der 1950er Jahre) die alten Stände Ende der 1920er Jahre wieder erreichte. Freilich fällt diese Periode wesentlich kürzer aus, wenn man Dividenden mit in die Kalkulation einbezieht. Die sonstigen auffälligen Marktspitzen (1987, 1999 und 2007) waren nach herben Verlusten jeweils wieder relativ rasch aufgeholt.

  • Abgesehen von 1928/1929 konnten Investoren, die am breiten US-Aktienmarkt ihr Geld veranlagten, nicht besonders viel falsch machen. Natürlich sind die Renditeunterschiede beträchtlich, ob man in der Nähe von zyklischen Tiefstständen oder in der Nähe zyklischer Höchststände kauft. Allerdings waren auch Käufe in der Nähe der zyklischen Tops in einer Nachbetrachtung besser als das Geld dauerhaft am Geldmarkt zu veranlagen. Aus dieser Betrachtungsweise entspringen zwei wichtige Grundregeln für den Aktienmarkt: 1. Käufe vermeiden, wenn der Markt absurd teuer wird (das ist im Augenblick nicht der Fall), 2. Veranlagungen am Geldmarkt dienen nur der Liquiditätssteuerung - sollten aber nicht für eine längerfristige Veranlagung, zumindest wenn man höhere Wertschwankungen verkraften kann und will, gedacht sein.

  • Rekordmarken an den Aktienmärkten sind historisch keine Ausnahme sondern eine Art Regel, das zeigt die Entwicklung der großen Indizes. Das gilt, sehr langfristig betrachtet, selbst für den japanischen Aktienmarkt, obschon dieser Markt häufig als Gegenbeispiel angeführt wird. Der NIKKEI lag Anfang der 1970er Jahre um die 2.000 Punkte und wird heute über 16.000 Punkten gehandelt. Allerdings liegt der japanische Aktienmarkt noch unter seinem historischen Schnittkurs. Auffällig an Japan war das extrem hohe geschätzte KGV von über 100 (!) zu seinem historischen Höchststand 1989. Ähnlich hoch war nur das KGV des Nasdaq Index im Jahr 2000. Langfristige Regressionen zeigen damit auch in Japan eine deutliche Aufwärtsbewegung - auch wenn diese durch eine überdurchschnittlich hohe Schwankungsbreite, bei relativ geringer Rendite, gekennzeichnet ist.

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Fazit Aus taktischer Sicht ist es natürlich wichtig, ob man sich eher in einem möglichen zyklischen Hoch- oder Aktien-Tief befindet. Um das herauszufinden, verwenden wir zahlreiche Bewertungsmethoden. Vor allem kommen für diesen Zweck Sentiment-Indikatoren in Frage. Diese zeigen, wie die Stimmung der Anleger gerade ist. Das ist schwieriger herauszufinden, als es zunächst den Anschein hat. Wir werten dazu insgesamt über 90 Sentiment-Indikatoren aus - zum Optimieren der Rendite. Bedeutend wichtiger ist aber, die richtigen strategischen Entscheidungen für eine langfristige Anlage zu treffen. Historisch kann man festhalten, dass nur an ganz wenigen Punkten in der Geschichte - wenn man Einzelmärkte wie die Nasdaq oder den Neuen Markt 1999 oder Japan 1989 einmal außen vorlässt, eigentlich mit 1928-1929 nur einmal - Aktienanlagen strategisch falsch waren. Wir wissen, dass an diesen Punkten sehr ungewöhnliche Bewertungsmuster bestanden haben (Nasdaq und NIKKEI KGV-Bewertungen von über 100, breiter US-Markt 1929 Shiller KGV über 30). Aktienmärkte sollte man aus dieser empirischen Erfahrung heraus also aus strategischer Sicht nur meiden, wenn man diese ungewöhnlichen Bewertungsmuster vorfindet. Das ist einer der Gründe, warum wir bei einer Aktiengewichtung "Untergewichtet" in den Vermögensverwaltungen der Schoellerbank in der Regel viel mehr nervös sind als bei einer Allokation "Übergewichtet". Das statistische Risiko bei einer Aktienallokation "Übergewichtet" richtig zu liegen, ist ungleich höher als vice versa. Das gilt besonders, wenn die Bewertungen unterdurchschnittlich tief und die Stimmung der Anleger schlecht ist. Leider schlägt dieser Aspekt bei Wertpapier-Depots in Europa und Asien - im Gegensatz zu den USA - noch viel zu wenig durch. In Europa zählen nur rund 8% bis 15% der Bevölkerung zu Aktionären. In diesem Punkt ist sicherlich noch reichlich Aufklärungsbedarf vorhanden. Die in dieser Analyse vorgetragenen empirischen Ergebnisse decken sich auch mit theoretischen Überlegungen von Finanzwissenschaftlern. Eine Eigenmittelveranlagung (Aktien) sollte deshalb eine Fremdmittelaufnahme theoretisch schlagen, weil ein Unternehmer oder der Vorstand einer AG nur dann einen Kredit oder eine Anleihe aufnimmt, wenn er davon überzeugt ist, mit der folgenden Investition (z. B. die Errichtung einer neuen Fabrik etc.) eine höhere Rendite für das Unternehmen (das dem Aktionär gehört) zu erreichen, als er der Bank oder dem Anleiheninvestor an Zinsen bezahlen muss. Ein einzelner Kaufmann wird sich diesbezüglich gelegentlich täuschen, in Summe treffen die Unternehmer aber natürlich die richtigen Entscheidungen. Theoretisch sollte sich folglich Eigenkapital höher verzinsen als Fremdkapital. Genau das zeigt sich auch in der angestellten statistischen Betrachtung. Autor: Christian Fegg Vorstand Schoellerbank Invest AG Tel.: +43/662/885511-2670

Rückfragen bitte auch an: Mag. Rolf Reisinger, Direktor Kommunikation und Public Relations Schoellerbank AG Tel: +43/662/86 84-2950 5024 Salzburg, Schwarzstraße 32


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