Kick & Cash - Verdienstmöglichkeiten auch für Privatanleger? - Analysebrief Nr. 323

  • Österreichs Fußballfrauen lösen einen Hype aus
  • Jungs und Mädels träumen vom Profifußball
  • Neymar Junior, der 222-Millionen-Euro-Mann - eine geniale Investition?
  • Investieren in den Fußball: Privatanleger stehen meist im Abseits

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Schoellerbank Analysebrief Nr. 323197 KB

Der Beginn eines Sommermärchens

Dienstag, 18. Juli 2017, 18:00 Uhr, Anstoß in Deventer, einer Gemeinde der Provinz Overijssel in den Niederlanden. Der Ball rollt im ersten Europameisterschaftsspiel der österreichischen Damen gegen die Schweizerinnen. Die knapp 4.800 Zuschauer im Stadion De Adelaarshorst, der Spielstätte des vierfachen holländischen Meisters Go Ahead Eagels, müssen nicht lange auf eine Traumkombination der Österreicherinnen warten. In der fünfzehnten Spielminute, nach einem Doppelpass mit der SC Sand Legionärin Laura Feiersinger, steckt Sarah Zadrazil den Ball gekonnt für Nina Burger durch. Allein vor dem Tor schließt die Kapitänin und Dienstälteste der Startelf in Herbert "Schneckerl" Prohaska Manier staubtrocken zum 1 zu 0 Endstand ab. Der Beginn eines Sommermärchens.
Die Zuschauerzahlen steigen, das Interesse der Öffentlichkeit und die Euphorie wachsen. Als Gruppensieger ziehen die österreichischen Fußballerinnen ins Viertelfinale ein, wo die Damen der großen Fußballnation Spanien warten. Nach 120 Minuten Spielzeit, einem von Manuela Zinsberger parierten Elfmeter und vier verwandelten Elfmetern der Österreicherinnen hat Sarah Puntigam den Matchball am Fuß und verwandelt souverän. Österreichs Eurofighterinnen sind im Halbfinale! Mehr als 1,2 Millionen Österreicher sehen das Elfmeterschießen - ist das der Durchbruch des Frauenfußballs, war das der Anschlusstreffer der Fußballfrauen gegen die Fußballmänner? Trotz des späteren Ausscheidens gegen die Frauen aus Dänemark vor 12.000 Zuschauern, wurden die ÖFB-Frauen von tausenden Fans am Wiener Rathausplatz empfangen und für den grandiosen 3. Platz gefeiert.

Fußball - vom Hobby zum Beruf?

Nicht nur Millionen Burschen träumen vom Leben als Fußballer, auch die Zahl der Mädchen, mit dem Wunsch professionell Fußball zu spielen, steigt. Wie schwer es ist, in Österreich professionell Fußball zu spielen und finanziell Fuß zu fassen, zeigt eine Studie der Gewerkschaft "Vereinigung der Fußballer". Laut dieser Studie aus 2014 verdienen 23 Prozent der männlichen Kicker der höchsten österreichischen Spielklasse weniger als 30.000 Euro brutto im Jahr, Prämien inklusive. Nur 24 Prozent kommen auf über 150.000 Euro brutto inklusive Prämien im Jahr. Unter den 19.153 registrierten Fußballerinnen in Österreich, haben gar überhaupt nur 10 einen Profivertrag. Vom großen Geld ist hier keine Spur.
Um dem Traum der goldenen Fußballernase zu folgen, versuchen viele ihr Glück im Ausland. Die Kaderzusammensetzungen der Herren-Nationalmannschaft für die Euro 2016 und der Frauen-Nationalmannschaft für die Euro 2017 belegen dies deutlich. Von den 23 auserwählten Herren, die Österreich bei der Europameisterschaft 2016 vertraten, verdienten 22 ihr Geld im Ausland. Einzig und allein Robert Almer, der Nationaltorhüter, verdiente seine Brötchen in Österreich. Bei den Frauen waren zumindest 7 der 22 Spielerinnen in Österreich aktiv. Für die Fußballdamen bleibt das Ziel der finanziellen Sicherheit auch im Ausland schwer erreichbar. In Deutschland beispielsweise verdient eine Bundesligaspielerin im Schnitt unter 1.000 Euro netto pro Monat, während sich ein Drittligakicker der Herren im Durchschnitt mit etwa 110.000 Euro brutto im Jahr entlohnen lässt. Auch bei den Prämien der Nationalmannschaftsakteure geht die Schere weit auseinander. Ein Spieler der deutschen Herren-Nationalmannschaft hätte für den EM-Titel 2016 300.000 Euro erhalten, den EM-Titel der Frauen 2017 hätte sich der Deutsche Fußball-Bund 37.500 Euro pro Ballkünstlerin kosten lassen, also ein Achtel der Prämie von Mesut Özil & Co.

Unterschiedliche Gehaltsdimensionen

Die Frage, ob die doch gewaltige "Gender Pay Gap" zwischen den Gehältern im Männer- und Frauenfußball gerechtfertigt ist, wird niemand so schnell und einfach beantworten können. Fakt ist, dass sich der Fußball zu einem lukrativen und starken Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Zuschauerzahlen, Einschaltquoten, TV-Gelder, Gehälter und Transfereinnahmen und -ausgaben gewinnen immer mehr an Bedeutung. Vergleicht man beispielhaft dafür die Zuschauerzahlen der deutschen Bundesligasaison 2015/2016 der Bayern-Boys mit jenen der Bayern-Girls, wird der Interessensunterschied deutlich: Während die Stars rund um Manuel Neuer die Allianz Arena bei jedem Heimspiel mit 75.000 Zuschauern füllten, kamen in die Heimspielstätte der Frauen des FC Bayern München durchschnittlich 1.375 Zuschauer. Mitunter darin liegt, Experten zufolge, die Begründung der Gehaltsunterschiede. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt.
Pierre-Emerick Aubameyang, Jerome Boateng & Co. schaffen es, mit schnelleren Dribblings und aggressiveren Zweikämpfen immer mehr Schaulustige ins Stadion oder vor den Fernseher zu locken. Bei Erweiterung der Perspektive auf andere Länder und Kontinente, sind Nettojahresgehälter jenseits der 10-Millionen-Euro-Marke im Fußballbusiness längst keine Seltenheit mehr. Davon ist selbst die US-Torfrau Hope Solo, Legende und Topverdienerin der Frauen dieser Branche, mit ihrem jährlichen Salär von rund einer Million US-Dollar netto weit entfernt. Auch bei den Transfersummen schlägt sich der gewaltige Unterschied durch. Während die Frauen eher still und heimlich die Vereine - meist auch ablösefrei - wechseln, tauschen im Herrenfußball die Vereine ihre Stars, à la Paul Pogba und Neymar Junior, bereits im dreistelligen Millionenbereich aus, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erlangen.

Neymar Junior, der 222-Millionen-Euro-Mann - eine geniale Investition?

Als der FC Paris Saint-Germain Anfang August den Sensationstransfer öffentlich machte - man verpflichtete den Brasilianer Neymar da Silva Santos Junior für die Rekordablöse von 222 Millionen Euro (sic!) - erschütterte er damit die Fußballwelt. Die Diskussionen begannen und die Meinungen gingen weit auseinander. Von "222 - Zahlencode des Wahnsinns" über "Ich denke, die Ablösesumme entspricht dem Marktwert eines der derzeit besten Spielers der Welt" bis hin zu "Paris investiert in glorreiche Zeiten" war zu lesen. Beim Stichwort "investiert" lohnt sich in diesem Zusammenhang ein Rückblick in das Jahr 2009, als Real Madrid CF mit der Verpflichtung des Top-Stars und der Markenikone Cristiano Ronaldo für Furore sorgte. Der spanische Hauptstadtclub überwies die einstige Rekordsumme von 94 Millionen Euro an Manchester United, den Arbeitgeber des damals noch 24-jährigen Portugiesen. In den Vertrag des Shooting-Stars ließ Jorge Valdano, der einstige Generaldirektor des Vereins, eine festgeschriebene Ablösesumme von einer Milliarde Euro verankern. Er begründete dies mit den Worten: "Wir haben das gemacht, um vorzubeugen. Der Fußball entwickelt sich schnell. Wer weiß schon, was in vier oder fünf Jahren ist?" Damit sollte er Recht behalten, wie an der Entwicklung der "Investition" Cristiano Ronaldo zu sehen ist. Der exzentrische Dribbelkünstler entwickelte sich für Real Madrid zur Gelddruckmaschine. Allein in der Stadt Madrid verkauften sich über 1,5 Millionen Trikots mit dem Namen RONALDO. Es flossen Werbeeinnahmen und für 45-minütige Testspielauftritte von Ronaldo kassierte Real in verschiedenen Ländern Millionen - Jahr für Jahr. Der geschätzte Wert der "Marke" Ronaldo liegt bei einer Milliarde Euro. Vermarktet Paris Saint-Germain den Transfer von Neymar ähnlich, winkt dem Deal der Stempel "Geniale Investition".

Geld verdienen mit dem Fußball - interessant auch für "Kleininvestoren"?

Der internationale Fußballmarkt boomt und das Wachstum hält unvermindert an. Volle Stadien und Spielerverkäufe in Milliardenhöhe bringen das sichtbar zum Ausdruck. Vereine aus England, Italien, Spanien und Deutschland ziehen multinationale Sponsoren und Investoren magisch an. Dank fantastischer TV- und Sponsorendeals können Fußballklubs mit einer starken Marke ihren Umsatz auf globaler Ebene hebeln. So ist Manchester United, mit einem geschätzten Unternehmenswert von mehr als 3 Milliarden Euro, zum wertvollsten Fußballverein der Welt aufgestiegen.
Als Malcom Irving Glazer, Milliardär aus den USA, den Verein für geschätzte 980 Millionen Euro übernahm, war klar, dass hauptsächlich finanzielle Gründe dafür ausschlaggebend waren. Das Geld für die Übernahme nahm Glazer teils von dubiosen Geldgebern und wälzte die Schulden auf den Verein selbst um. Somit wurde der schuldenfreie Traditionsverein zum tief verschuldeten Besitz eines Großaktionärs, was bei einigen Fans für Empörung sorgte. Mit Hilfe des Vice Chairman Ed Woodward steigerte Manchester United die Umsätze von 242 Millionen Euro aus der Saison 2005/2006 auf 689 Millionen Euro der Saison 2015/2016. Zurückzuführen ist der wirtschaftliche Erfolg von Manchester United auf die hohen TV-Einnahmen der englischen Vereine auf ihrem heimischen Markt und auch die anhaltenden Vermarktungserfolge in Asien und Nordamerika. Wegen der extrem gewinnorientierten Leitung in Manchester wurde auch die Abteilung Manchester United Ladies FC, die Frauenmannschaft des Vereins, komplett zurückgezogen, weil sie sich negativ auf den Ertrag auswirkte.

Kursentwicklung Manchester United Plc vs. S&P 500

Quelle: Bloomberg - Die vergangene Kursentwicklung ist kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft.

Dennoch blieb die Aktienkursentwicklung des Vereins aus dem englischen Norden seit dem Börsengang 2012, mit einem Plus von knapp über 22 Prozent, im Vergleich mit dem Plus von über 75 Prozent des S&P 500 Index im gleichen Zeitraum, eher überschaubar (siehe Grafik). Im Zeitraum von Ende 2015 bis März 2016 mussten Aktionäre gar Verluste in Höhe von mehr als 27 Prozent hinnehmen. Die wichtigste Ursache für diese magere Bilanz an der Börse ist die Verschuldung des Vereins durch die Übernahme der US-Investorenfamilie rund um Malcom Glazer. Nun stottert der Klub die Schulden ab, dies ist gut für den Käufer selbst, aber schlecht für die Kleinaktionäre, die auf eine nachhaltig positive Kursentwicklung setzen.
Das Beispiel zeigt deutlich, wie unkalkulierbar es für Privatanleger sein kann, in Fußballaktien zu investieren. Die Branche ist zwar fundamental attraktiv, hat aber viele Sonderregeln, ist abhängig vom sportlichen Erfolg und bietet wenig Auswahl, da nur wenige Vereine börsennotiert sind. Nur von drei der zehn wertvollsten Fußballunternehmen gibt es Aktien: Manchester United, FC Arsenal (London) und Juventus Turin aus Italien. Somit bleibt das Fußballgeschäft nur für kapitalkräftige Geldgeber, die über einen langen Atem und genügend Kapital verfügen interessant. Wenn nämlich die Richtung im Fußball mitbestimmt werden kann, wird die eigene Renditechance erhöht. Aktieninvestments von Kleininvestoren in Fußballclubs bleiben eine emotionale Herzensangelegenheit, die nicht immer unbedingt rationalen Risiko-Ertrags-Überlegungen folgen muss. Der Blick bleibt weiter gespannt auf das Spielfeld der Fußballinvestoren gerichtet.

Fazit

Mit dem hervorragenden 3. Platz bei der Europameisterschaft 2017 im Frauenfußball lösten die ÖFB-Damen einen Hype aus. Dieser Erfolg könnte Investoren anziehen und so für eine Attraktivitätssteigerung des Damenfußballs in Österreich sorgen. Nur so kann der Frauenfußball aus der Nische geholt werden - mit Erfolgen und steigenden Zuschauerzahlen. Bei den Herren der Branche sind volle Stadien in den großen Märkten längst nicht mehr das Thema, hier jagt ein Gehalts- und Transferrekord den nächsten. Großinvestoren haben das Spiel mit dem Ball schon vor langer Zeit erfolgreich für sich entdeckt. Privatinvestoren finden die beschränkte Möglichkeit der Aktieninvestments vor und stehen mit der Kursentwicklung meist im Abseits. Weiterhin viel attraktiver erscheint es, hoffungsvoll in ein Karten-Abo des Lieblingsvereins zu investieren und sich die "Rendite" direkt vor Ort zu holen.

Autor: Namik Ustamujic, CPM Analyst/Fondsmanager Schoellerbank Invest AG Tel. +43/662/88 55 11-2660
Rückfragen bitte auch an: Marcus Hirschvogl, BA Pressesprecher Schoellerbank AG Tel. +43/1/534 71-2950 1010 Wien, Renngasse 3

Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist eine der führenden Privatbanken Österreichs, die als Spezialist für anspruchsvolle Vermögensanlage gilt. Sie konzentriert sich auf die Kernkompetenzen Vermögensanlageberatung, Vermögensverwaltung und Vorsorgemanagement. Ihre Anlagephilosophie definiert sich über das Motto "Investieren statt Spekulieren". Die Schoellerbank ist mit 10 Standorten und 317 Mitarbeitern die einzige österreichweit vertretene Privatbank. Sie verwaltet für private und institutionelle Anleger ein Vermögen von mehr als 11 Milliarden Euro. Die Schoellerbank ist eine 100%ige Tochter der UniCredit Bank Austria.
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