"Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst." Diesen Satz hat der ehemalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt in seiner Antrittsrede im Jahr 1933 gesagt. Es ist niemals einfach, sich von seiner Furcht zu befreien.
Der Krieg in der Ukraine wird unvermindert weitergeführt und die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise haben die Inflationsraten auf Niveaus gehoben, die seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr gesehen wurden. Diese Entwicklungen riefen die Notenbanken auf den Plan, die nun ausgezogen sind, um gegen die Inflation anzutreten. Die Mittel der Wahl sind Zinserhöhungen und das Einstellen der Anleihekaufprogramme.
Die Finanzmärkte sind in eine neue Phase getreten. Waren die Notenbanken in den vergangenen Jahren der beste Freund der Anleger, die in jeder Krise schnell zur Hilfe eilten und mit billigem Geld aushalfen, so ist dieses Mal nicht damit zu rechnen, dass die Währungshüter unterstützend eingreifen werden.
Die neue Handlungsweise der Zentralbanken erklärt sich aus einer einfachen Tatsache: Je mehr sich eine Volkswirtschaft an Inflation gewöhnt, umso länger dauert die inflationäre Phase an. Der Fachbegriff dafür ist "Hysterese": Ein Zustand, der sich einmal eingestellt hat, bleibt bestehen, selbst wenn die Ursachen, die ihn hervorgerufen haben, verschwinden. Man kennt das aus den Erfahrungen mit Rezessionen, in denen die Arbeitslosigkeit rasch steigt, aber nur langsam wieder sinkt, auch wenn die wirtschaftlichen Bedingungen sich längst wieder verbessert haben.
Die Sorge der Notenbanken ist, dass die in den Trab übergegangene Inflation noch eine Weile mit unverminderter Geschwindigkeit weiterläuft, selbst wenn die gegenwärtigen Unsicherheiten rund um Lieferketten und Energieversorgung einmal abschwellen werden.
Die Zentralbank-Gremien sind in keiner beneidenswerten Situation, denn es geht um das Abwägen zweier Übel. Die Straffung der Geldpolitik ist zwar notwendig, kann aber auch in einer - zumindest kurzfristigen - Rezession münden.
Obige Zeilen klingen pessimistischer, als Anleger sein sollten. Denn der Weg zu einem normalen Zinsumfeld - also Zinsen, die zumindest die Inflation abgelten - ist ein steiniger. Das gilt vorwiegend für Anleihehalter, aber auch Aktionäre müssen sich wappnen.
Je länger die Laufzeit einer Anleihe, umso größer der Wertverlust durch den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik.
Die Rentenmärkte haben anstehende Zinserhöhungen durch die EZB bereits vorweggenommen. Die sehr stark gestiegenen Renditen haben unweigerlich Kursverluste zur Folge. Diese finanzmathematische Gewissheit kann nicht ausgehebelt werden. Und doch hat die Schoellerbank diese für Anleihehalter sehr gefährliche Lage durch eine konservative Anlagepolitik - also nicht zu lange Restlaufzeiten und eine auf Qualität fokussierte Schuldnerauswahl - gut gemeistert. Die aktive Beimischung von Inflationsanleihen und Fremdwährungen hat auf der Anleiheseite zusätzlich für Stabilität gesorgt.
Wie betreffen steigende Zinsen die Aktienmärkte? Zunächst ist festzuhalten, dass steigende Zinsen auf eine starke Konjunktur hinweisen und somit per se kein negatives Signal für den Aktienmarkt sind. Die heutige Situation ist aber insofern besonders, als die Zinsen vor allem in den USA so schnell steigen wie schon lange nicht mehr. Zudem sind die Aktienmärkte beunruhigt, da die hohe Inflation auch Auswirkungen auf die Margen der Unternehmen haben kann. Die Unternehmensgewinne steigen angesichts der hohen Nachfrage weiterhin an, doch die Märkte reagieren empfindlich auf die zunehmende Unsicherheit.
Die Bewertung einer Aktie schien in den letzten Jahren immer unwichtiger zu werden, nur noch die Wachstumsperspektive zählte. Das hat sich abrupt geändert: Aktien mit hohen Bewertungen - also hohen KGVs - wurden stärker abgestraft als solche mit moderaten Bewertungskennzahlen. Je höher die Bewertung einer Aktie, umso mehr wird der Kurs von niedrigen Zinsen und der fehlenden Alternative auf dem Anleihemarkt gestützt. Wenn die Notenbank ihre Politik ändert und die Zinsen anhebt, dann geraten gerade die am höchsten bewerteten Titel - die oft aus dem Technologiesegment kommen - am stärksten unter Druck. Der Technologieindex NASDAQ hat rund 22 % verloren, während der breite Weltaktienindex etwa 13 % nachgegeben hat (Performance in Euro gerechnet, Stand 29. Juni 2022).
Wohlgemerkt: An der fundamentalen Situation und den Gewinnen der betroffenen Unternehmen hat sich mehrheitlich nicht viel geändert. Was sich geändert hat, ist die nun geringere Bereitschaft der Anleger, Aktien zu so hohen Bewertungen zu erwerben.
Die Schoellerbank legt von jeher Wert auf die Bewertung der Aktienmärkte. In den vergangenen Jahren war es nicht immer leicht, gute Aktien mit einer vernünftigen Bewertung zu finden. Doch die konservative Anlagepolitik der Schoellerbank hat sich in vielen Krisen bewährt, und auch jetzt gaben die Kurse der Schoellerbank-Aktien weniger nach als der breite Markt.
Das mag nur ein schwacher Trost sein, wenn man die Kursverluste seit Jahresbeginn betrachtet. Nach der fulminanten Aktienhausse der letzten beiden Jahre ist der Aktienmarkt nun in eine neue Phase höherer Volatilität eingetreten. Anleger sind nervöser als zuvor, und die Notenbanken bieten nicht mehr die Unterstützung, an welche die Märkte sehr lange gewöhnt waren. Aber die Attraktivität vieler Aktien ist dadurch nicht gesunken - im Gegenteil.
Für den langfristig orientierten Anleger ist das "Aktien-Glas" weiterhin mehr als halb voll. Die gefallenen Kurse bedeuten auch, dass Investoren für die eingegangenen Risiken jetzt besser entlohnt werden.
Profitable Unternehmen werden diese Phase gut überstehen und auch weiterhin Gewinne abwerfen. Die Kurse werden sich mittelfristig wieder erholen, wie sie es auch in der Vergangenheit getan haben. Wichtig ist, sich nicht von den volatilen Märkten abschütteln zu lassen und keine überstürzten Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Die Inflation dürfte nicht so schnell abflauen. Für den Kapitalerhalt sind Realwerte - also auch Aktien - so wichtig wie eh und je. Doch der Aktienmarkt ist keine Einbahnstraße - auf Unsicherheit reagiert er empfindlich.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zu investieren? Diese Frage stellen viele Anleger, und die Antwort lautet: Heute!
Freilich: Auch die Experten der Schoellerbank können nicht vorhersagen, ob die Aktienkurse in den kommenden Monaten noch weiter fallen oder ob nun eine Erholung einsetzt. Auf kurze Sicht - auf ein bis zwei Jahre - ist der Aktienmarkt nicht prognostizierbar. Doch je weiter sich der Anlagehorizont in die Zukunft ausdehnt, umso wahrscheinlicher wird es, dass ein international diversifiziertes Aktienportfolio, das auf Qualität und eine vernünftige Bewertung setzt, im Schnitt eine positive Jahresperformance im hohen einstelligen Bereich erzielen wird.
Für Anleiheanleger ist ein erster Schritt in Richtung Normalität getan. Doch man sollte vorsichtig bleiben und den Kapitalerhalt auch weiterhin über den Kapitalertrag stellen. Und abseits der gängigen Benchmarks finden sich sogar auf dem Anleihemarkt Chancen - siehe Inflationsanleihen und Fremdwährungen. Die Schoellerbank ist mit dieser Anleihestrategie gut durch frühere und die jetzige Krise gekommen.
Es gibt Chancen auf den Finanzmärkten - heute mehr als Anfang des Jahres. Der Rat der Schoellerbank ist weiterhin: Bleiben Sie optimistisch!
Mag. (FH) Jakob Frauenschuh, CFA
Leiter Investment Management & Strategy - Aktien
Schoellerbank AG
Hinweis: Schoellerbank AG, Stand Juni 2022
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