Pensionslücke - Ist jede Pensionslücke wirklich eine Lücke? - Schoellerbank Analysebrief Nr. 259 September 2014

  • Der Begriff "Pensionslücke" ist derzeit in vielen Medien und Publikationen zu finden. Häufig wird darunter ein Vergleich des letzten Aktiveinkommens mit der erwarteten gesetzlichen Pensionszahlung bei Antritt des Ruhestandes verstanden. Die Pensionslücke wird meist als Argument für den Abschluss von Vorsorgeprodukten ins Treffen geführt.

  • Nicht jede Einkommenseinbuße beim Pensionsantritt ist auch Grund zur Sorge. Viele weitere Parameter beeinflussen die Liquiditäts- und Vermögenssituation. Neben der Höhe der staatlichen Pension sind auch weitere (betriebliche und private) Vorsorgelösungen, sonstige Vermögenswerte und eine unter Umständen geänderte Ausgabensituation von Bedeutung, wenn die finanzielle Situation nach dem Ruhestand geplant werden soll.

  • Eine strukturierte Planung der finanziellen Situation im Ruhestand sollte daher weit über einen Vergleich des letzten Aktiveinkommens mit der gesetzlichen Pension hinausgehen. Um die am besten geeigneten Lösungsansätze für diese komplexe Fragestellung zu finden, sollte idealerweise eine individuelle und ganzheitliche Finanzplanung zu Grunde gelegt werden.

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Schreckgespenst Pensionslücke? "Geschockt vom Pensionsauszug? Die Lücke besser früher als später schließen!!! Wir helfen Ihnen dabei". Dies war kürzlich auf einem prominent platzierten Plakat einer Bankfiliale in Salzburg zu lesen. Über den Begriff Pensionslücke stolpert man in jüngster Zeit häufig, wenn es um zu erwartende Einkommenseinbußen in der Alterspension geht. Fast immer wird im gleichen Atemzug zum Abschließen bestimmter Vorsorgeprodukte geraten, um die bevorstehende Lücke schließen zu können. Hinter dem Begriff "Pensionslücke" verbirgt sich meist die Differenz zwischen dem letzten Aktiveinkommen und der gesetzlichen Pension bei Antritt des Ruhestands. Bei der Berechnung werden unterschiedliche Berechnungsmethoden angewendet. So wird im Berechnungstool eines Versicherungsunternehmens das derzeitige Nettoeinkommen mit dem erwarteten Pensionsbezug (ebenfalls Netto) verglichen. Allen Berechnungen liegt die Frage zugrunde, wie der derzeitige Lebensstandard auch im Ruhestand finanziert werden kann. Gemäß Pensionsversicherungsanstalt betrug die durchschnittlich ausbezahlte Alterspension im Jahr 2013 EUR 1.122,48 (brutto). Zudem bieten die Pensionskontoauszüge meist ein Bild, welches dieser Frage zusätzliche Brisanz verleiht. Die ausgewiesene Bruttopension ist jene, die zur Auszahlung gelangt, wenn bis zum Pensionsantritt keine weiteren Versicherungszeiten mehr erworben werden. Daher ist der Betrag natürlich vor allem bei jüngeren Personen häufig sehr mager. Zudem handelt es sich unter Umständen nur um eine vorläufige Nachricht, da die beantragten zusätzlichen Schul- und Studienzeiten noch nicht berücksichtigt sind, auch wenn diese bereits vor einiger Zeit nachgereicht wurden. Die Aussagekraft dieser Nachricht ist auch dann stark eingeschränkt, wenn neben Schul- und Studienzeiten längere Zeiten im Ausland noch nicht erfasst bzw. beantragt wurden.

Dennoch werden die Benachrichtigung zum Pensionskonto und eine daraus abgeleitete "Pensionslücke" oft als Ansporn zum Abschluss bestimmter Vorsorgeprodukte ins Treffen geführt. Aus den dargelegten Gründen ist es jedoch sicher verfrüht, in einen Schockzustand zu verfallen und in diesem womöglich noch unüberlegt langfristige Vorsorgeprodukte abzuschließen. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der zu erwartenden eigenen Pension und die Einreichung eventuell noch fehlender Versicherungszeiten sind da sicher konstruktivere Schritte. Letzten Endes sollte man zu einer Einschätzung kommen, wie hoch die eigene Pensions­lücke ungefähr sein wird. Damit hat man zwar einen wichtigen Schritt getan, man ist jedoch noch längst nicht am Ziel angelangt. Doch wie soll mit der zu erwartenden Einkommenseinbuße umgegangen werden, sobald deren Höhe ungefähr eingeschätzt ist? In dieser Analyse soll in weiterer Folge gezeigt werden, ob die "Pensionslücke", tatsächlich immer zu 100% "geschlossen" werden muss bzw. welche weiteren Parameter für die Versorgung im Pensionsalter relevant sind. Nicht jede Pensionslücke ist auch eine Liquiditätslücke Die ausschließliche Betrachtung von letztem Einkommen und erster Pensionszahlung greift jedoch in jedem Fall zu kurz. Die so errechnete Differenz bzw. "Lücke" hat zwar eine gewisse Aussagekraft, für die tatsächliche finanzielle Situation bei Pensionsantritt sind jedoch noch zahlreiche weitere Faktoren ausschlaggebend. Bleibt man in der Betrachtungsweise rein liquiditätsorientiert, so ist zu hinterfragen, ob die zu erwartende Reduktion in den Einnahmen auch wirklich eine negative Auswirkung haben muss. Möglicherweise ändern sich mit bzw. bis zum Pensionsantritt auch die Ausgaben, z. B. durch den Wegfall von Ausbildungs- und Unterhaltskosten für Kinder. Häufig ist es zudem möglich, die Ansparbeträge für die eigene Pensionsvorsorge wegzulassen, da diese ja nun erreicht ist. Auch auf der Einnahmeseite sind (hoffentlich) neben der staatlichen Pensionszahlung noch weitere Zahlungen zu berücksichtigen. Dazu können Renten aus einer betrieblichen Pensionskasse, aus der Mitarbeitervorsorgekasse oder aus privaten Vorsorgelösungen (z. B. staatlich geförderte Zukunftsvorsorge) zählen. Wenngleich in der Regel aus diesen einzelnen Bestandteilen keine allzu hohen Zahlungen zu erwarten sind, so können sie in Summe doch einen nützlichen Baustein darstellen. Erwähnenswert ist, dass es sich wie bei der gesetzlichen Pension üblicherweise um lebenslange Zahlungen handelt, was mit Hinblick auf das sogenannte Risiko der Langlebigkeit positiv zu bewerten ist. Gemäß dem Quartalsbericht Q2 2014 Pensionskassen der FMA (http://www.fma.gv.at/de/statistik-berichts­wesen/statistiken-unternehmen/pensionskassen.html) gab es per 30.06.2014 im Pensionskassensystem rund 767.000 anwartschaftsberechtigte Personen und etwa 83.000 Leistungsberechtigte. Zudem gab es per 31.12.2013 etwa 1.636.000 Verträge der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (lt. Bericht "Der Markt für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge 2013" der FMA). Diese Elemente der Pensionsvorsorge haben also bereits durchaus eine gewisse Relevanz. Eine Betrachtung der "Pensionslücke" nach Berücksichtigung all dieser Faktoren sieht üblicherweise bereits wesentlich positiver aus. Dennoch kann daraus nach wie vor ein negativer Liquiditätssaldo resultieren. Auch dies muss noch kein Grund zur Panik sein. Denn eine umfassende Planung des Ruhestandes sollte sich nicht allein auf die Liquiditätssituation beschränken. Die Vermögensstruktur in die Planung mit einbeziehen Neben der voraussichtlichen Liquiditätssituation bildet auch das zukünftige Vermögen einen wesentlichen Baustein bei der Ruhestandsplanung. Häufig können während des Erwerbslebens beträchtliche Beträge angespart werden, welche üblicherweise in Vermögenswerte (Wertpapiere, Unternehmen, Immobilien) investiert und nur zum Teil auf Konten und Sparguthaben gehalten werden. Es erscheint nur logisch, dass im Falle eines Liquiditätsbedarfs auf diese zurückgegriffen wird. Eine rein liquiditätsorientierte Betrachtung der Pensionslücke im Ruhestand ließe diese Tatsache jedoch völlig außer Acht.

Im Idealfall sollten schon beim Investieren der Liquiditätsüberschüsse während der Erwerbstätigkeit auf den späteren Bedarf in der Pension Rücksicht genommen werden. Dies ist dabei natürlich nur ein Faktor von mehreren. Er wird jedoch insbesondere hinsichtlich der Fungibilität der Vermögenswerte immer wichtiger, je näher der Pensionsantritt rückt. Der Charakter der einzelnen Vermögensbestandteile mag dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Auf Sparbuchguthaben und Girokonten kann jederzeit und in beliebigen Teilbeträgen zugegriffen werden, während Unternehmen und Immobilien meist nur nach längeren Vorbereitungszeiten verkauft werden können, wenn empfindliche Preisabschläge vermieden werden sollen. Andererseits bieten diese eher illiquiden Assets möglicherweise aufgrund der erwirtschafteten Gewinnanteile oder Mieteinkünfte ohnehin Liquiditätszuflüsse, auf die man nicht verzichten möchte. Die Herausforderung besteht darin, das Vermögen als gesamtes so zu strukturieren, dass der individuelle Liquiditätsbedarf abgedeckt werden kann. Mit einer ganzheitlichen Finanzplanung strukturierte und individuelle Lösungen finden Es drängt sich die Frage auf: Können all diese Parameter überhaupt so kalkuliert werden, dass eine eindeutige Beantwortung der Frage nach der notwendigen Absicherung möglich ist? Dies ist natürlich komplex und wird schon alleine dadurch erschwert, dass Jahre bzw. oft Jahrzehnte in die Zukunft geplant werden muss und verschiedene Faktoren noch nicht präzise eingeschätzt bzw. unvorhergesehenen Änderungen unterworfen sein können. Den Laien stellt dies in der Regel vor eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Auch im Rahmen von Finanzberatungsgesprächen zeigt sich leider fallweise, dass zu produktorientiert agiert bzw. nur auf einzelne Aspekte der Ruhestandsplanung (Stichwort Pensionslücke) eingegangen wird. Eine strukturierte Planung für die Zeit nach dem Ruhestand muss jedoch auf zwei Säulen ruhen. Zum einen müssen die individuellen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen sowohl auf die Vermögens- als auch auf die Liquiditätssituation eingeschätzt werden. Die zu erwartende gesetzliche Pensionsleistung und die Differenz zum letzten Aktiveinkommen sind dabei nur zwei von vielen wichtigen Parametern. Zum anderen müssen alle zur Verfügung stehenden Bausteine der Pensionsvorsorge mit ihren Vor- und Nachteilen in Betracht gezogen und daraus der bestmögliche Mix ausgewählt werden. Die Möglichkeiten für die Alterspension vorzusorgen sind vielfältig. Daher sind oftmals auch Szenario-Rechnungen vorteilhaft, um verschieden Optionen besser gegeneinander abwägen zu können. Mit Hilfe eines individuellen und ganzheitlichen Finanzplans können diese Anforderungen erfüllt und ein strukturierter Weg zu optimalen Vorsorgelösungen gefunden werden. Dann steht einem unbeschwerten Genießen des Ruhestandes nichts mehr im Wege. Mag. (FH) Stefan Kerschbaumer, CFP® Finanzplaner Schoellerbank AG Tel. +43/662/86 84-2391 Rückfragen bitte auch an: Mag. Rolf Reisinger, Direktor Kommunikation und Public Relations Schoellerbank AG Tel: +43/662/86 84-2950 5024 Salzburg, Schwarzstraße 32

Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist eine der führenden Privatbanken Österreichs, die als Spezialist für anspruchsvolle Vermögensanlage gilt. Sie konzentriert sich auf die Kernkompetenzen Vermögensanlageberatung, Vermögensverwaltung und Vorsorgemanagement. Ihre Anlagephilosophie definiert sich über das Motto "Investieren statt Spekulieren". Die Schoellerbank ist mit 12 Standorten und 315 Mitarbeitern die einzige österreichweit vertretene Privatbank. Sie verwaltet für private und institutionelle Anleger ein Vermögen von rund 9,4 Milliarden Euro. Die Schoellerbank ist eine 100%ige Tochter der UniCredit Bank Austria. Mehr Informationen unter: www.schoellerbank.at

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